Im Moment gehe ich gerade durch eine herausfordernde Situation. Mir sind die Hände gebunden, alles was ich tue, sage oder wie ich bin, hat keinen Einfluss. Es ist offenbar Zeit zu lernen, dass man manche Dinge nicht kontrollieren oder verändern kann. Man kann sie nur Hinnehmen. Hinnehmen ohne Resignation, nicht aus der Opferhaltung heraus, sondern als bewußte Entscheidung.
Damit begebe ich mich auf unsicheres Terrain - auf das Terrain des Nicht-Wissens.
Dieses Terrain macht Angst- selbstverständlich. Doch wenn ich einmal ja sage dazu, dass ich nichts weiß, wie könnte dann mein Leben aussehen?
Ich würde jeden Tag intensiv leben, denn ich weiß ja nicht, ob morgen alles noch so da ist, wie es momentan der Fall ist.
Ich würde den Menschen mit Neugierde begegnen, denn ich weiß ja nichts über sie.
Ich würde Dinge probieren, vor denen ich sonst Angst hätte, denn ich weiß nicht wie furchteinflössend sie sind.
Ich würde neugierig die Menschen, die Natur, das Leben erkunden. Wie ein kleines Kind.
Natürlich kann ich mein bisheriges Wissen nicht so einfach abschütteln, aber ich kann einen Raum für das Ungewisse stehen lassen.
Nicht wissen was gut ist für mich, sondern es einfach mal ausprobieren.
Nicht wissen wer gut für mich ist, sondern immer wieder neu entscheiden und dann erstaunt sein.
Nicht wissen was ein Klient braucht, bis ich es weiß.
Entspannt und spannend
Mir die Erlaubnis zu geben, nichts zu wissen, ist entspannend. Allein, dass ich sie mir gebe, relaxt schon ungemein, meine Schultern fallen sofort hinunter (ich wusste gar nicht, dass sie angespannt waren!). Nichts zu wissen macht aber andererseits mein Leben spannend. Es eröffnet den Raum für Überraschungen. Nehme ich dazu noch eine Prise Vertrauen, dass alles zu meinem Besten ist, sind auch schwierige Situationen spannend. Wie ein Film, bei dem man weiß, dass das Happy End kommen wird. Nur man weiß noch nicht wie.
Wissen war und ist für mich ein wichtiger Pfeiler, auf dem ich ruhe. Nichtwissen ist wie ein Floss auf dem Wasser, unsicher, aber beweglich und aufregend.
Es geht um die Balance - wie immer. Beide sind wichtig das Wissen und das Nicht-Wissen.
Beide haben ihre Qualitäten. Und beide sind Teil meines Lebens.
Im Moment weiß ich, dass ich mich dem Nicht-Wissen hingeben will.
Nicht immer, aber immer dann, wenn es möglich ist, nötig ist oder unausweichlich.
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